behindertenbedingte Hilfsmittel

Was habe ich in der Richtung in meinem Leben schon alles erlebt und gelebt - Wahnsinn. Nach Operationen an den Kniegelenken wegen X - Bein - Stellung und an der Achillessehne wegen Spitzfußstellung, bekam ich im Alter von 5 Jahren die ersten Orthesen an beiden Beinen mit Hüftkorsett. Wie in eine nicht passende Rüstung eingequetscht, war diese Versorgung zum Scheitern verurteilt. Ich erhielt daraufhin orthopädische Schuhe mit einer unterstützenden Versteifung des Schaftes. Damit konnte ich endlich herumspringen wie ein junger Gott. Im rechten Bein war noch so viel Kraft vorhanden, dass ich mit den Krücken stehen konnte. So schwang ich mich mit den Krücken vorwärts in Riesenschritten. Ich konnte zu der Zeit auch mehrere Treppenstufen auf einmal hinaufspringen. Zur Entlastung des rechten Beines erhielt ich 1967 am linken Bein einen Stützapparat mit Schweizer Sperre (zum Stehen wurde das Kniegelenk mit einem einrastenden Bügel arretiert).

Mit dieser Versorgung kam ich bis 1993 aus. 2 Jahre vorher erhielt ich einen Rollstuhl, um größere Strecken bewältigen zu können. Im Winter des Jahres 1993 rutschte ich auf Glatteis unter mein Auto und verdrehte mir kräftig das Kniegelenk des rechten Beines. Dank dem Orthopädiemeister Telschow bekam ich eine unterstützende Orthese für das rechte Bein gebaut. In der Passgenauigkeit hat das hinterher keiner mehr geschafft. Mit beiden Orthesen konnte ich immer noch recht flüssig laufen, wobei die Länge der bewältigten Strecken mit zunehmenden Alter rapide abnahm. Im Mai 2006 habe ich mich nach mehreren Stürzen - ich konnte trotz Krücken das Gleichgewicht nicht mehr halten - von diesen Hilfsmitteln vollkommen verabschiedet und nutze seitdem nur noch den Rollstuhl.

Mit 15 Jahren bekam ich von meinen Eltern ein einsitziges Dreirad mit Mopedmotor geschenkt, der Beginn meiner motorisierten Fortbewegung. Zum Glück habe ich auf der Internetseite Schwalbennest.de dieses eine Foto gefunden. Ich danke dem Betreiber dieser Seite dafür. Damit habe ich meinen Mopedführerschein gemacht und mein Aktionsradius erstreckte sich auf die gesamte Oberlausitz einschließlich Dresden. das Foto zeigt das DDR-Dreirad Duo 4 mit Mopedmotor
2 Jahre später bekam ich mit staatlicher finanzieller Unterstützung einen Duo 4. Ein 2-sitziges Gefährt auf der Basis des Simson Schwalbe Mopeds. Zum Glück gibt es auch heute noch Fans dieses skurrilen Gefährts, so dass ich hier auch ein Bild zeigen kann. Immerhin bin ich mit diesem Vehikel bis in den Thüringer Wald und nach Tschechien ins Riesengebirge gefahren. Aber es war ein Schön-Wetter-Fahrzeug. Ansonsten zog es erbärmlich in dem Gehäuse, da es an den Seiten offen war.
Zu DDR-Zeiten fuhr ich ab 1977 erst einen Trabant P601 Limousine (welch ein Fortschritt - das Gefühl in diesem neuen ersten richtigen Auto zu sitzen - unbeschreiblich) und 1982 einen Trabant P601 Kombi, mit dem ich 1983 auch nach Westberlin gefahren bin. Nach einem Jahr hier in Berlin mit dem Trabbi als absoluter Seltenheit, da ich ja ein Westberliner Kennzeichen hatte, und einem unverschuldeten Unfall musste ein anderes Auto her. Ein orangeroter Golf I wechselte zu mir, leider wurde ich beschissen, das Getriebe hatte eine Macke, was sich aber erst später herausstellte. Knapp 2 Jahre danach kaufte ich einen Renault R9, den ich liebte und verfluchte wegen seiner hohen Reparaturanfälligkeit, ein weißer Citroen BX 14 löste ihn 1988 ab. Da wir 1993 anfänglich mit Zwillingen rechneten, landete ich auf der Suche nach einem großen Kombi wieder bei Citroen, dem BX Break, der noch einen größeren Kofferraum als der VW Passat Kombi hatte. 1997 kauften wir dann einen VW Sharan als Familienkutsche und im Jahr 2006 den Mitsubishi Colt. Er war nötig, da ich den VW Sharan nicht mehr alleine fahren konnte, da immer jemand den Rollstuhl im Kofferraum einladen musste. Alle PKW hatten ein Automatikgetriebe und Hand-Gas-Bremse-Bedienung. Der Colt bekam zusätzlich einen Ladeboy durch den Rententräger spendiert, mit dem ich ohne Probleme den Rollstuhl be- und entladen kann, ohne fremde Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen. Demnächst bringe ich einen ausführlichen Artikel über den umgebauten Colt auf dieser Seite.

© PM 12 / 2007

Im Sommer 2015 hat das Getriebe des Colt sich verabschiedet. Schneller als 90 km/h konnte man nicht mehr fahren, darüber gab es kreischende Geräusche, so dass man erschrocken sofort die Geschwindigkeit verringerte. Und das passierte genau im Urlaub um Ruhrgebiet. Der ADAC hat wieder Größe bewiesen und das Auto nach Berlin transportiert. Wir suchten und fanden einen baugleichen Mitsubishi Colt. Der Wechsel der Behinderten-Ausstattung war für die Fachwerkstatt kein Problem. Im April 2019 beschlossen wir, uns wieder einen Van zuzulegen, um mit mehr Leuten auch in Urlaub fahren zu können. Es war ein Citroen C4 Grand Picasso mit sieben Sitzen. Als Rentner bekommt man keinerlei finanzielle Hilfe mehr für die behindertenbedingte Ausstattung, also mussten wir sehen, wie wir selbst klar kommen. Die Idee eines Hublifts auf der Fahrerseite wurde schnell wieder verworfen, da sich die Kosten auf 10.000 € zuzüglich der Handbedienung von 1800 € (gebraucht, aus zweiter Hand, die wir dann auch eibauen ließen) summierten. Der Fahrersitz des Citroen ist relativ niedrig im Verhältnis zum Strassenboden gebaut. So haben wir aus Holz ein klappbares Podest von 12 cm Höhe gebaut, auf dass ich mit Unterstützung durch meine Frau fahre, um mich dann mit einem Rutschbrett auf den Fahrersitz zu ziehen. Auf diesem Sitz ist dann die Welt für mich als Autofahrer wieder in Ordnung.

Im Laufe des Jahres stellten wir fest, dass wir uns als Rentner nicht mehr zwei Autos leisten können, und wenn wir ehrlich waren, auch nicht brauchten. So haben wir den Colt im August 2020 an eine andere behinderte Autofahrerin verkauft, die genau diese Ausstattung suchte. Nachstehend ein paar Fotos, wie das Auto umgebaut war (die Vorschaubilder bitte anklicken).

Die Fotos des Piccolo Trumpf und des Duo4 entstammen der Seite Taloon/Franz, K., www.schwalbennest.de

© PM 01 / 2023